Der perfekte Geotagging-Workflow
von Christoph DietrichDieser Beitrag zeigt einen geeigneten Workflow zum Import und Geotagging von Bildern mittels der Software HoudahGeo am Mac. Unter Windows kann mit der Software RoboGEO ein ähnliches Vorgehen funktionieren, eben ohne die spezifischen Schritte, welche HoudahGeo oder iPhoto betreffen.
Hardware
Prinzipiell eignet sich natürlich jeglicher Geologger zum Erfassen der Geodaten. Ich benutze das Gerät Sony GPS CS1, welches mittlerweile nicht mehr erhältlich ist. Denn der Nachfolger Sony GPS CS3KA kostet das gleiche und ist mittlerweile mit Display ausgestattet. Auch mit dem iPhone kann man geotaggen, wobei das auf den Akku bezogen wohl bedingt empfehlenswert sein wird.
Der Workflow
Zwei Wege zur Speicherung der Geoinformationen
Prinzipiell können Geoinformationen entweder parallel zur Bilddatei oder in der jeweiligen Bilddatei gespeichert werden. Beim parallelen Speichern wird die Bilddatei nicht verändert und die Geodaten werden in einer eigenen Datei abgelegt. Am meisten verbreitet ist wohl das auf XML basierende XMP-Format von Adobe. Es ist ein Metadaten-Format und speichert beispielsweise auch die Entwicklungseinstellungen von Lightroom oder Adobe Camera RAW.
Nachteil: Zwei Dateien die zusammengehörig aufgehoben werden müssen.
Der zweite Weg wäre die Geodaten in die Exif-Informationen des jeweiligen Bildes zu integrieren. Exif-Daten sind auch Metadaten für Bilder und z.B. in JPEGs, wie auch in RAW-Bildern enthalten. In diesen werden beim Fotografieren auch direkt von Kamera Informationen wie Blende, Belichtungszeit, Brennweite, Objektivtyp, Kameratyp, etc. gespeichert. Informationen können sowohl in JPEGs, wie auch in RAW-Bildern verlustfrei hinzugefügt oder verändert werden. Die Bildqualität leidet beim reinen Ändern der Exif-Daten nicht.
Import als DNG in Lightroom
Der ambitionierte Fotoamateur oder Profi arbeitet zumeist mit RAW-Dateien in Lightroom oder Aperature. Mac-Nutzer möchten jedoch oft auch Ihre Bilder in iPhoto. Integration in OS X und Synchronisation zum iPhone sprechen für sich.
Dazu importiere ich alle Bilder von der Kamera mittels Lightroom in meinen Bilder-Ordner. Die Ablagestruktur erfolgt nach Datum. Z.B. „2009/2009-05-24/IMG_2407.dng“. Ich lassen Lightroom alle importierten RAW-Dateien (bei meiner Canon-Kamera sind dies CR2-Dateien) automatisch in DNG umwandeln. Das ist verlusftrei, standardisiert, zukunftssicher und weniger speicherintensiv als CR2. Sollte ich einmal JPEG-Dateien haben werden diese von Lightroom natürlich nicht gewandelt. Die Software übernimmt diese so.
Damit habe ich alle Bilder geordnet als DNGs auf der Festplatte und zugleich im Lightroom-Katalog. Sollte ich Bilder außerhalb von Lightroom verändern erkennt die Software dies von selbst. Ansonsten starte ich mit der Option „Ordner synchronisieren“ einen erneuten Abgleich mit den original Dateien im Filesystem.
Bilder zusätzlich in iPhoto nutzen
In iPhoto deaktiviere ich in den Einstellungen unter Erweitert die Option „Objekte in die iPhoto-Mediathek kopieren“. Danach kann ich meinen importierten Bilderordner aus dem Finder in iPhoto ziehen. Die Software hat nun lediglich Referenzen auf die Originalbilder, kopiert diese aber nicht für sich selbst. Somit habe ich die Dateien nicht redundant auf der Festplatte und keine unterschiedlichen Versionen bei bearbeiteten Bildern.
Geotagging direkt nach dem Import
Für das Geotagging verwende ich am Mac die Software HoudahGeo, die ein sehr Workflow-orientiertes Interface mitbringt. Für Windows empfiehlt sich RoboGEO, das auch nach dem Step-by-Step-Prinzip Bilder geotaggt. In einem vorausgegangen Beitrag wird verschiedene Geotagging-Software vorgestellt.
Ich tagge prinzipiell gleich die Originaldateien, also möglichst die DNG-Dateien oder JPGs, wenn nicht in RAW fotografiert wurde. Sind diese erst einmal mit den Geo-Informationen versehen, kann ich später in Lightroom Entwicklungen oder Bearbeitungen in Photoshop vornehmen. Auch Aussortierungen erfolgen nach dem Tagging. Habe ich die Geoinformationen in den Originalen kann ich auch immer sicher sein, die gleichen Informationen in exportierten JPEGs zu haben (es sei denn ich verbiete dies im Lightroom-Export explizit).
Probleme mit Zeitzonen vermeiden
Das Handling mit verschiedenen Zeitzonen ist etwas tricky. Denn wer in eine andere Zeitzone reist und seine Kamera auf die dortige Zeit einstellt sollte sicherstellen auch den Rechner auf diese Zeitzone gestellt zu haben. Erst dann sollten die Bilder importiert werden. Denn Lightroom schreibt beim Importieren die Zeitzone des Rechners mit in die übertragenen Bilder. Macht man dies nicht, hat man richtige Geodaten die relativ zur GMT vorliegen, aber Bilder die aufgrund einer falschen Zeitzone auch eine falsche Uhrzeit aufweisen. Somit können die Daten nicht auf die Bilder gemappt werden. Die hinterlegten Zeitzonen in den importierten Bildern lassen sich nur kompliziert mit dem Kommandozeilen-Programm ExifTool korrigieren. Dazu müssen dann auch noch mehrere Felder angepasst werden. Umständlich. Ich spreche aus Erfahrung.
Das heißt: Entweder Kamera und Rechner beim Import auf die richtige Zeitzone stellen, oder weder Kamera- noch Rechnereinstellungen verändern. Bei zweitem funktioniert zwar die Zuordnung von Daten und Bildern, allerdings steht in den Exif-Daten der Bilder dann eine falsche Zeitzone.
Geotagging mit HoudahGeo
Arbeitsumgebung vorbereiten
Zunächst sollten die Einzelfenster eingeblendet werden, die hilfreich für das Tagging sind: Bildvorschau, Karte, Informationen und Wegaufzeichnungen.
Bilder importieren
Über den ersten Button in der Kopfleiste werden die Bilder von der Festplatte eingelesen:
Nun können Sie noch die Zeiteinstellungen verändern. Haben Sie Ihre Kamera und Ihren Rechner nicht synchron, können Sie hier die Abweichung in Sekunden einstellen. Auch die Zeitzone in der die Bilder gemacht wurden kann eingestellt werden. Beachten Sie hierbei, dass diese beim Import über Lightroom bereits gesetzt wurde und hier keine Beachtung findet. Egal was Sie hier einstellen, haben Sie die Bilder über Lightroom importiert, verändert diese Einstellung nichts am Workflow oder Ihren Bildern. Beachten Sie jedoch weiter oben die Hinweise zum Umgang mit Zeitzonen.
Ihre Bilder befinden sich nun in Ihrem Projekt:
Geodaten hinzufügen
Über den zweiten Abschnitt der Kopfleiste können Sie Geodaten aus Dateien oder direkt von angeschlossen Geologgern laden. Ich sichere die Geodateien meines Geologgers immer mit im Bilderordner, sodass ich diese direkt von dort laden kann:
Sie können mehrere Dateien laden. Diese finden sich übersichtlich im Fenster „Wegaufzeichnungen“. Dort werden auch die Start- und Endzeiten der vom Geologger erfassten Daten angezeigt, sodass Sie kontrollieren können, ob Ihre Daten zu den Bildern passen. Das Hauptfenster von HoudahGeo bietet rechts oben in der Fensterleiste auch die Möglichkeit, die Zeitzone umzustellen. Beachten Sie jedoch, dass Sie hierbei nur die Ansicht umschalten, jedoch nichts am Tagging-Vorgang verändern. Das heißt auch, die angegeben Start- und Endzeiten im Fenster „Wegaufzeichnungen“ ändert sich mit. Durch diese Ansichtseinstellung beeinflussen Sie niemals die Zuordnung von Geodaten zu den Bildern.
Haben Sie die Geo-Daten zu Ihrem Projekt hinzugefügt, versucht HoudahGeo diese den Bildern zuzuordnen. Erfolgreich getaggte Bilder werden schwarz eingefärbt und haben Informationen in den Spalten „Breitengrad“, „Längengrad“ und „Höhe“. Beachten Sie: Die Daten sind noch nicht in die Datei geschrieben. Die Zuordnung findet zunächst nur in Ihrem Projekt statt. Sie können auch Werte manuell korrigieren:
Nicht getaggte Bilder manuell mit Geodaten versehen
Alle Bilder für die keine Geodaten gefunden wurden, weil Sie z.B. Ihren Geologger zu spät ein- oder zu früh ausgeschaltet haben können nun manuell mit Geodaten versehen werden. Klicken Sie das jeweilige Bild an und anschließend auf den Button „Geokodierte Auswahl mit Google Earth“. Beachten Sie, dass logischerweise Google Earth installiert sein muss. Dieses öffnet sich nun und über der Karte befindet sich ein Fadenkreuz. Navigieren Sie zu der Stelle an der das Bild gemacht wurde und drücken Sie im HoudahGeo-Dialog auf den Button „Geokodieren“:
Anschließend den Dialog und Google Earth schließen.
Bilder mit Höhen- und Ortsinformationen versehen (Reverse Geocoding)
Zwei Funktionalitäten, die ich an HoudahGeo besonders schätze: Viele Geologger schreiben keine Höheninformationen. HoudahGeo kann diese nachträglich in Google Maps nachsehen und ergänzen. Genauso können die Ortsinformationen in Form von Adressen mit eingetragen werden. Auch diese werden durch Google Maps ermittelt. Das ermöglicht später zum Beispiel die Suche nach Bildern bestimmter Orte, Städte, Länder o.ä. in iPhoto.
Im Fenster „Informationen“ können Sie die Ortsinformationen betrachten und ggf. korrigieren.
Geodaten in Bilder schreiben
Über den Button „EXIF/XMP/IPTC-Tags schreiben“ können Sie Geodaten nun fest in die Bilddateien schreiben. Möchten Sie ihr Projekt zudem für Google Earth ausgeben oder zu locr oder flickr hochladen können Sie dies hier jetzt oder später tun. Sie können getaggte Fotos dazu einfach erneut laden oder gar das ganze Projekt abspeichern und später erneut laden.
So sieht’s in Lightroom und iPhoto aus
Haben Sie alles richtig gemacht, können Sie in Lightroom in der Bibliotheksansicht die Geoinformationen in den Metadaten sehen und von dort auch die Position direkt in Google Maps öffnen. In iPhoto können Sie die Geodaten über das Informations-Icon für jedes Bild ansehen. Oder über den Menüpunkt Karte alle getaggten Bilder als Pins in einer Karte anzeigen lassen:
5 Kommentare
Hallo,
netter Beitrag zu Deinem Geotagging Workflow. Ich gehe identisch vor, jedoch habe ich das Problem, dass beim Upload zu Flickr die Geoinformationen nicht richtig interpretiert werden, zumindest sind die Photos aus iPhoto in Flickr nicht gemappt. Lädst Du die Photos zu Flickr, und wenn ja, wie handhabst Du es da mit dem geotagging?
sorry, da muss ich passen. ich lade meine bilder (noch) nicht zu flickr hoch. ich würde jedoch erwarten, dass das auch iphoto inkl. geodaten funktioniert. wenn nicht ist das schade. mal gegoogelt?
Absolut super Beitrag! Vielen Dank.
Hatte bisher wenig Wert auf Geotagging gelegt und werde mich jetzt mal an deinem Workflowvorschlag versuchen.
Grüße, Marcel
[…] den eingebauten GPS-Logger erhalten die aufgenommenen Videos automatisch ein Geotagging. Somit ist später immer nochvollziehbar, wo ein Video aufgenommen wurde. Das ist ein […]
[…] den eingebauten GPS-Logger erhalten die aufgenommenen Videos automatisch ein Geotagging. Somit ist später immer nochvollziehbar, wo ein Video aufgenommen wurde. Das ist ein […]